Dysgrammatismus

Dysgrammatismus bezeichnet eine zeitliche (stehenbleiben auf einem früheren Entwicklungsstand) oder qualitative Abweichung (grammatische Strukturen, die so im grammatischen Regelsystem nicht auftreten) im Erwerb und Gebrauch der Satz- und Wortbildung.

Der Grammatikerwerb findet in zeitlich begrenzten Phasen statt, die eine Orientierung darstellen sollen, jedoch nicht als starre Normen zu betrachten sind. Mit 6 Jahren sollte die Grammatik weitgehend beherrscht werden. Gedankengänge sollten sprachlich variiert und logisch nachvollziehbar wiedergegeben werden („Wenn ich mal erwachsen bin, möchte ich Feuerwehrmann werden“).

Symptome

Die Wort- und Satzbildung ist auffällig, fehlerhaft oder nur fragmentarisch zu erkennen. Mögliche Auffälligkeiten könnten sein (Auswahl, nicht komplett):

  • Wörter oder Satzteile werden ausgelassen, die Sätze erinnern an Telegrammstil
    • Tom Ball haben
    • Mama fortgehen
  • Wörter stehen an der falschen Stelle im Satz
    • Heute ich spielt Ball
    • Mama einkauft hat
  • Kasus oder Genus werden vertauscht (Artikel und Geschlecht)
    • Das Ball, die Auto, der Mädchen
    • Der Junge spielt mit den Ball
  • Verben werden nicht oder falsch flektiert (gebeugt), Vergangenheit- und Zukunftsformen werden nicht oder falsch benutzt
    • Ich habe gegesst, ich bin gegeht, ich gehen, du machen
  • Aktive und passive Personen werden verwechselt
    • Das Mädchen wird vom Jungen geküsst (verstanden wird: Mädchen küsst Jungen)
  • Einzahl- und Mehrzahlbildung gelingt nicht oder nur teilweise
    • Buch - Büchers, Apfel – Apfeln, ein Auto – viele Auto
  • Präpositionen werden nicht oder falsch benannt
    • Der Hund sitzt neben dem und neben dem Schrank (statt ZWISCHEN den Schränken)
    • „Wo ist der Hund?“  - „da“

Ursache

Siehe auch Sprachentwicklungsstörung

Behandlung

Auch hier ist es unumgänglich eine umfassende, alle Teilbereiche der Grammatik beachtende Diagnostik zu erstellen, auf deren Basis sich die Teilbereiche der Therapie ergeben. Neuere Behandlungsansätze, die auf entwicklungspsycholinguistischer Basis entwickelt wurden, zeigen deutlich größere Erfolge.

Oft steht der Dysgrammatismus in Verbindung mit einer Mehrsprachigkeit. Den Kindern fällt es schwer, die grammatischen Merkmale der verschiedenen Sprachen zuzuordnen und anzuwenden. Dies muss in der Auswahl der therapeutischen Mittel berücksichtigt werden. 

Weitere Informationen

Deutscher Bundesverband der Logopäden (Informationen für Eltern)

Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik

Umfangreiche Seite über Sprachentwicklung und Störungen

Informationen zum Spracherwerb