Dyslexie & Dysgraphie

Dyslexie ist die Störung der Lesefähigkeit. Dysgraphie ist die Störung der Schreibfähigkeit.

Zusammengefasst werden die beiden Störungsformen unter dem Begriff „Störung des Schriftspracherwerbs“. In der Pädagogik findet man den Begriff der Lese-Rechtsschreib-Schwäche. Als Schriftsprache wird alles bezeichnet, was einem bestimmten Sprachsystem angehört und durch festgelegte Zeichen gekennzeichnet wird. Das Lesen und Schreiben unterliegt festgelegen Regeln und Normen und muss erlernt werden.

Beide Störungsformen können sowohl gemeinsam als auch getrennt voneinander auftreten. Man unterscheidet erworbene (z.B. nach Unfall, Schlaganfall, Tumorerkrankung) und entwicklungsbedingte Störungen.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist eine Abgrenzung zwischen altersgemäßem und auffälligem Schriftspracherwerb objektiv nicht möglich. Erst am Ende der zweiten Klasse ist eine Leistungsmessung relativ zuverlässig.

Symptome

Entwicklungsdyslexie
  • Fehlende Lesegenauigkeit
  • Niedrige Lesegeschwindigkeit
  • Stockendes und fehlerhaftes Lesen
  • Probleme bereits bekannte bzw. gelesene Wörter auf einen Blick zu erkennen
  • Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Wörtern
  • Unfähigkeit, dem Gelesenen einen Sinn zu geben…
Entwicklungsdysgraphie
  • Schwierigkeiten beim Abschreiben von Texten
  • Unleserliche Schrift
  • Lautgetreue Niederschrift, keine Beachtung der Rechtschreibregeln
  • Einfügungen, Auslassungen, Ersetzungen von Buchstaben oder Silben
  • Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Wörtern
  • Grammatik- und Interpunktionsfehler…

Die Liste führt nur einige wichtige Symptome an und ist nicht vollständig.

Ursachen

Als generelle Ursache gelten Probleme bei der phonologischen Verarbeitung (Hörverarbeitung) und bei der Anwendung orthographischen Wissens (Rechtschreibung). Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zu den erworbenen Fähigkeiten der phonologischen Bewusstheit (siehe auch auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung). Es ist unklar, wo genau die Ursache für diese Probleme bestehen, es wird vermutet, dass eine generelle Beeinträchtigung des phonologischen Arbeitsspeichers besteht.

Behandlung / Methode

Grundlage bildet eine umfassende modellgeleitete Diagnostik, die sowohl die individuellen schriftsprachlichen Fähigkeiten wie auch die Defizite aufdeckt, um daraus die individuellen Therapieziele abzuleiten.

Es existieren verschiedene Modelle, die beschreiben wie Lesen und Schreiben erlernt wird. Das gängigste ist das „Logogen-Modell“, das verschiedene Routen beschreibt, über die sich gelesene oder gesprochene Sprache im Gehirn verarbeiten lässt, um sie in geschriebene oder gesprochene Zeichen/Laute umzusetzen. Mit diesem Modell gelingt es sehr genau herauszufinden, welche Routen/Wege gestört sind und therapeutisch behandelt werden müssen. Damit setzt die Therapie an der Ursache an und nicht nur am Symptom.

Methodisch setzen wir diverse Programme ein, deren Inhalte auf das Logogen-Modell angewandt werden können, teils auch computergestützt. Die Übungen werden individuell auf die Fähigkeiten und Defizite der Klienten abgestimmt.

Neben den klassischen Übungen zur Verbesserung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit finden sich immer auch solche, die die phonologische Bewusstheit ansprechen.