Rhinophonie und Rhinolalie

Rhinophonie ist besser bekannt unter dem Begriff Näseln. Es kommt entweder zu einem zu viel oder zu wenig an Luft, die über die Nase während des Sprechens austritt. Es ist also eine pathologische Veränderung des Stimmklanges, was allerdings auch zu einer Veränderung in der Lautbildung führen kann. Dann spricht man von einer Rhinolalie. Einige Laute des deutschen Sprachsystems brauchen einen vollständigen Verschluss des Nasen-Rachenraums (Plosive /k/g), die Luft entweicht durch den Mund. Kann dieser Verschluss nicht erreicht werden, entweicht auch Luft über die Nase, es entsteht ein offenes Näseln (RH. aperta). Ist dieser Verschluss auch bei Lauten verschlossen, die natürlicher Weise etwas „Beiluft“ aus der Nase bräuchten (Nasallaute /m/n/ng/), spricht man vom geschlossenen Näseln (RH. clausa), was an ein Sprechen mit Schnupfen erinnert. Daraus können Mischformen entstehen (RH. mixta)

Symptome

  • Sprechen mit zu viel oder zu wenig nasalem Beiklang (siehe oben)
  • Einzelne Laute werden undeutlich und verwaschen ausgesprochen. Dadurch wird das Gesprochene insgesamt sehr schwer verständlich.
  • Die Sprechlautstärke nimmt mitunter zu, die Sprechgeschwindigkeit ab, da das Sprechen anstrengend ist.
  • Um mehr Verständlichkeit zu erreichen, versuchen die Betroffenen andere Muskelpartien, insbesondere im Gesichtsbereich, zu aktivieren, was oft wie ein Grimassieren aussieht. Dadurch entsteht gerne der Eindruck, dass die Intelligenz gemindert sei. Dies ist jedoch niemals der Fall, es sind lediglich motorische Faktoren betroffen, nicht kognitive.
  • Ist der Nasenweg verlegt, beobachtet man eine offene Mundhaltung und Atmung durch den Mund.
  • Hörstörungen
  • Beim Schlucken kann es zum Rückfluss von Nahrung durch die Nase kommen.
  • Das Riechen kann eingeschränkt sein.

Ursachen

In den allermeisten Fällen liegt eine Störung des Gaumensegels zugrunde, welches durch Anheben zum Abschluss des Nasen-Rachenraumes führt. Jede Funktionsstörung der am Heben und Senken des Gaumensegels beteiligten Muskeln führt also unweigerlich zu einer Stimmklangveränderung. Die Ursachen können organisch oder funktional bedingt sein.

Organische Ursachen für offenes Näseln

  • Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, Fehlbildung des Gaumensegels
  • Tumoren, Unfälle, Verletzungen im hinteren Rachenraum
  • Neurologische Erkrankungen, die eine Gehirnnervenschädigung zur Folge haben
  • Lähmungen
  • Angeborene Schwäche der Muskulatur

Funktionale Ursachen für offenes Näseln

  • Beibehaltene Schonhaltung nach Entfernung der Rachen- und Gaumenmandeln (Polypen und Mandeln)

Organische Ursachen für geschlossenes Näseln

  • Raumverengende Faktoren, wie z.B. Wucherungen, vergrößerte Rachen- und Gaumenmandeln, allergische Reaktionen mit Anschwellen der Schleimhaut, Fremdkörper
  • Fehlbildungen der Nase und der Nasenscheidewand Neurologische Erkrankungen, die eine Tonuserhöhung der Muskulatur zur Folge haben
  • Neurologische Erkrankungen, die eine Tonuserhöhung der Muskulatur zur Folge haben

Funktionale Ursachen für geschlossenes Näseln

  • Habituelle Faktoren, in der Regel ein übermäßiges Anspannen der beteiligten Muskulatur

Bei fehlendem oder mangelhaftem Verschluss des Gaumenrachens und einer gleichzeitig vorliegenden Behinderung der Nasendurchgängigkeit kommt es zum gemischten Näseln.

Behandlung / Methode

Bei organisch bedingten Störungen sollte zunächst die Funktion des Gaumensegels so gut es geht wiederhergestellt werden, so dass theoretisch ein gesunder Klang möglich wäre. Das ist nicht immer möglich, insbesondere bei neurologischen Erkrankungen und einigen Fehlbildungen und Verletzungen. Die Prognose hängt letztlich von der Funktionsfähigkeit des Gaumensegels ab.

Die logopädische Behandlung orientiert sich an den 6 Bereichen, die für eine gute Stimme und Sprache wichtig sind:

  • Wahrnehmung
  • Atmung
  • Haltung und Bewegung
  • Stimmfunktion
  • Aussprache
  • Intention

Dabei geht es schwerpunktmäßig um

  • Bewusstmachung der Luftwege und der Atemführung insbesondere auch der Nasenatmung, Training der Sprechatmung
  • Aktivierung der Muskulatur von Gaumen, Schlund und Kehlkopf unter Beachtung der Gesamtkörperspannung und -haltung
  • Mobilisierung der vorderen Sprechmuskeln wie Lippen und Zunge
  • Eigenwahrnehmung der Stimme, Hörschulung
  • Stimmführung
  • Hilfen beim Lauterwerb und bei der Lautkorrektur sowie Sprech- und Sprachschulung

Weitere Informationen

Berufsverband Logopädie, Informationen für Betroffene

Selbsthilfegruppe Lippen-Kiefer-Gaumenspalte