Sigmatismus

Sigmatismus bezeichnet eine Störung der „s“-Laut-Bildung und zählt zu den klassischen Aussprachefehlern bei Kindern im Alter von 3-6 Jahren.

  • Sigmatismus interdentalis: die Zunge rutscht zwischen die Zahnreihen und ist von außen meist gut sichtbar. Diese Form ist auch weitläufig als „lispeln“ bekannt. Sie stellt die häufigste Form der Störung dar.
  • Sigmatismus addentalis: die Zunge stößt an die Schneidezähne an. Der Laut klingt dumpf, wird langläufig als „hölzeln“ bezeichnet.
  • Sigmatismus lateralis: die Zunge bildet keine sog. sagittale Rille, die Zungenränder sind ohne Spannung, die Luft entweicht über die Seite.

Darüber hinaus gibt es noch viele andere Formen des Sigmatismus, die allerdings eher selten vorkommen.

Symptome

  • Das Sprechen des Lautes „s“ klingt „anders“. Je nach Art der Fehlbildung klingt das „s“ eher wie das englische „th“ oder recht dumpf. Bei lateraler Bildung (Luft entweicht seitlich) klingt es eher nach einem „ch“.
  • Bei Sprechen fallen einseitige Bewegungen der Lippen auf.
  • Die Zunge ist bei der Bildung des „s“ sichtbar.
  • Manchmal wird das „s“ durch einen anderen Laut ersetzt.

Ursachen

  • allgemeine motorische Einschränkungen
  • Herabgesetztes Gefühl für Spannung und Lage der Zunge, eingeschränkte Zungenmotorik
  • Hörstörungen oder Störung der Hörverarbeitung
  • Kiefer- und Zahnstellung ungünstig
  • Organische Fehlbildungen (LKG-Spalten, Wucherungen)
  • Fehlendes oder falsches Sprachvorbild (auch z.B. bester Freund im Kindergarten)

Behandlung / Methode

Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen sagen, es ist besser, den Zahnwechsel abzuwarten, damit die Zunge eine Orientierung hat. Die anderen meinen, so früh wie möglich anzufangen wäre besser, da sich das falsche Zungenmuster im Gehirn abspeichert und nur noch schwer zu verändern sei, je länger man wartet.

In meiner Praxis hat sich gezeigt, dass es durchaus sinnvoll sein kann recht früh mit dem Training des korrekten Zungenmusters zu beginnen. Meist tritt der Sigmatismus gemeinsam mit einer sog. Myofunktionellen Dysfunktion auf. Eine Behandlung dieser Störung beeinflusst die Aussprachestörung in jedem Falle positiv und kann bereits im Alter von 3 Jahren beginnen. Darüber hinaus hängt der Therapiebeginn von der Art und Weise der Fehlbildung ab. Laterale Sigmatismen bedürfen meist einer umfangreichen Therapie, ebenfalls mit großem Augenmerk auf der Muskelfunktion der Zunge. Auch hier empfiehlt es sich, so früh wie möglich zu beginnen.

Entscheidend sind Motivation und Leidensdruck des Kindes (und den Eltern). Rechtzeitig begonnen, kann ohne Zeitdruck recht spielerisch an der Aussprache und Muskelfunktion gearbeitet werden. So können sich Kind und Eltern entspannt auf den Schulbeginn vorbereiten.

Weitere Informationen

Umfangreiche Seite über alle möglichen Sprach- und Sprechstörungen, Sprachentwicklung

deutscher Bundesverband für Logopädie (Informationen für Eltern)