Stimmbandlähmungen (Recurrensparese)

Die Recurrensparese ist eine durch den Ausfall des Nervus laryngeus recurrens bedingte Lähmung (Parese) der inneren Kehlkopfmuskulatur. Dieser Nerv ist Teil des Nervus vagus (X. Hirnnerv).

Der Nerv kann komplett durchtrennt oder aufgrund von Schwellung im Versorgungsgebiet (nur) gequetscht sein. Solange der Nerv nicht komplett durchtrennt ist, erscheint die Prognose sehr gut. Die ursprüngliche Stimmleistung kann in vielen Fällen innerhalb eines Jahres wieder hergestellt werden.

Es muss prinzipiell zwischen einer einseitigen und einer doppelseitigen Parese unterschieden werden. Wichtig ist auch in welcher Stellung die Stimmlippe(n) stehen geblieben ist/sind und auf welcher Höhe der Nerv geschädigt wurde.

Symptome

Bei weit geöffneten Stimmlippen

  • Mäßige bis hochgradige Heiserkeit bis zur Aphonie
  • Kurze Sprechphasen mit häufigem Atem holen
  • Starke Verspannungen im Schulter-Nacken-Hals-Bereich (durch die Überanstrengung beim Sprechen)
  • Sozialer Rückzug, da Stimme als Kommunikationsinstrument wegfällt
  • Häufig körperliche Minderbelastbarkeit und Schwindel (Atmung unausgewogen)
  • Singen ist nicht mehr möglich

Bei nahezu parallel stehenden Stimmlippen

  • Erhebliche Atemnot (kann lebensbedrohlich sein)
  • Stimme meist nur leicht heiser
  • Einatmungsgeräusch beim Atmen (Stridor)
  • Verspannungen im oberen Brustraum und Nacken/Hals (wegen Atemnot)
  • Körperliche Minderbelastbarkeit

Ursachen

Die häufigste Ursache ist eine Läsion (Verletzung) des Nerven bei operativen Eingriffen an der Schilddrüse (z.B. Thyreoidektomie). Daneben ergeben sich auch Schädigungen bei:

  • anderen chirurgischen Eingriffen, z.B. Tumor-OP, OP an der Halsschlagader
  • Unfällen / Verletzungen
  • Neurologische Erkrankungen / Nervenleiden
  • Systemerkrankungen, degenerative Prozesse

Behandlung / Methode

Neben der Stimmübungsbehandlung wird häufig die Elektrostimulation des Nervs eingesetzt, welche den Nerv dazu veranlassen soll, schnell seine Tätigkeit wieder aufzunehmen, um einer Muskelatrophie entgegenzuwirken. Bei sehr ungünstiger Stimmlippenstellung und v.a. bei komplett durchtrenntem Nerv stehen verschiedene operative Maßnahmen zur Verfügung, die im Einzelfall besprochen werden müssen.

Die logopädische Behandlung zielt in erster Linie darauf ab…

  1. …einer Muskelatrophie entgegenzuwirken (wenn weniger als 60 % der ursprünglichen Muskelmasse vorhanden sind, kann auch bei intaktem Nerv kein Stimmbandschluss erreicht werden)
  2. …die gesunde Stimmlippe über die Mittellinie hinaus auf die gelähmte Seite zu führen, um einen Stimmbandschluss zu erreichen

Neben den Stimmübungen liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der Verbesserung der Atmung und der Tonusregulation (Ausgleich zwischen zu hoher und niedriger Körperspannung), um Verspannungen im Brustkorb / Schulter / Nacken / Hals so gering wie möglich zu halten.

Es werden jedoch auch hier Person und Persönlichkeit, sowie der Umgang mit der Problematik immer wieder Thema in der Therapie sein. Die Stimme ist das wichtigste Kommunikationsmittel. Wenn sie ausfällt, ist die Kommunikationsfähigkeit enorm eingeschränkt, was auch psychosoziale Folgen hat.